Prof. Dr. Sönke Lorenz †

Stellvertretender Vorsitzender des Alemannischen Instituts bis zum 8.8.2012

* 30.6.1944 in Elmshorn
Promotion an der Universität Düsseldorf 1978
Habilitation an der Universität Stuttgart 1985
Institutsdirektor in Tübingen von 1991 bis 2011
Vorstandsmitglied im Alemannischen Institut ab 1995
verstorben am 8.8.2012

Fachgebiete:
Geschichte des Mittelalters
Geschichte der Neuzeit, insbesondere der Frühen Neuzeit
Geschichtliche Landeskunde
Historische Hilfswissenschaften

Interessens- und Arbeitsschwerpunkte:
Siedlungsgeschichte, Politische Geschichte, Wirtschafts- und Sozialgeschichte Südwestdeutschlands im europäischen Vergleich
Herrschaftsbildung und Territorialisierung
Residenzenforschung
Deutsche Rechts- und Strafrechtsgeschichte
Europäische Bildungs- und Universitätsgeschichte
Die Stiftskirche in Südwestdeutschland
Geschichte der abendländischen Hexenverfolgung
Tübinger Professorenkatalog
Geschichte des Silberbergbaus in Südwestdeutschland
Historische Ökologie

Mitglied des Vorstands der Kommission für Geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg
Koordinator im Tempus-Projekt der Europäischen Union
Mitglied im Alemannischen Institut seit 1991, Leiter der Arbeitsgruppe Tübingen des Alemannischen Instituts seit 29.1.1992, im Vorstand des Alemannischen Instituts ab dem 28.4.1995.

Ausschnitte aus den Nachrufen:

Schwäbisches Tagblatt (Hans-Joachim Lang):

[...] Das Institut für geschichtliche Landeskunde ist einzig in Baden-Württemberg, ein Glücksfall also für Tübingen und seine Region. So sehr es, mehr nostalgisch, auch mit Hansmartin Decker-Hauff verbunden ist, hat es sein Nach-Nachfolger Sönke
Lorenz dennoch vermocht, das Institut in den 20 Jahren, in denen er es leitete, in eine neue Richtung zu führen.
Zurückhaltend und behutsam, wie es ihm entsprach, öffnete er das Fach zur Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen. Wer die von ihm mitorganisierte Ringvorlesung über den mittelalterlichen Bergbau im Schwarzwald besuchte, hat eine Vorstellung von dem Zugewinn an Erkenntnis, den solche Grenzüberschreitungen - hier gemeinsam mit aufgeschlossenen Naturwissenschaftlern - bringen kann. [...] Lorenz’ Neigung zu interdisziplinärem Forschen hatte ihre Entsprechung in seinem offenen und sozialen Verhalten, kollegial geführten Projekten und einem hohen Verantwortungsgefühl für den wissenschaftlichen Nachwuchs. Ihm führte er durch das eigene Beispiel vor Augen, wie man sich für Wissenschaft begeistern kann. Diese Leidenschaft blieb auch der außeruniversitären Öffentlichkeit in den unzähligen Vorträgen nicht verborgen. Ein phänomenales Personengedächtnis diente ihm als wichtiges Hilfsmittel, ein Netzwerk von Regionalhistorikern lebendig zu halten [...]

Reutlinger Generalanzeiger vom 11. August 2012

Eine beispielhaft-beispiellose wissenschaftliche Karriere: Sönke Lorenz, politischer Kopf, die sozialdemokratische Zuneigung auf rote Krawatte reduziert, aber nicht verhehlend, gelernter Starkstromelektriker, auf dem zweiten Bildungsweg als Historiker mit breitem Interesse, überragendem Engagement und immenser Schaffenskraft zu Position, Rang und Namen in der Wissenschaft gelangt. Die Liste seiner Publikationen ist unübersehbar lang. [...] Die internationale Wissenschaft verliert mit ihm einen ihrer Renommierten: Lorenz war ein profilierter Forscher der abendländischen Hexenverfolgung. Unter vielen Veröffentlichungen hat er 1999 mit Dieter R. Bauer, Wolfgang Behringer und Jürgen Michael Schmidt »Himmlers Hexenkarthotek. Das Interesse des Nationalsozialismus an der Hexenverfolgung« veröffentlicht [...] Der am 30. Juni 1944 in Elshorn geborene Sönke Lorenz hatte 1972 bis 1978 an der Universität Düsseldorf Geschichte und Germanistik studiert und mit seiner Promotion über ein Hexenprozess-Thema seine wissenschaftliche Karriere begonnen. Nach fünf Jahren Lehrstuhl-Vertretungen in Stuttgart und Tübingen hatte ihn der Ruf auf die C4-Professur an der Uni Tübingen erreicht, deren historisches Wissens-Profil er bis zu seiner Emeritierung 2011 und bleibend mit seinen Beiträgen zur Landes- wie zur Universitätsgeschichte geschärft hat. 


Publikationen

I. Selbstverfaßte bibliographisch selbständige Bücher:

Aktenversendung und Hexenprozeß. Dargestellt am Beispiel der Juristenfakultäten Rostock und Greifswald (1570/82-1630). Bd. I. (Studia Philosophica et Historica. Bd. 1/I), Frankfurt/M., Bern 1982, 634 S.; Bd. II,1: Die Quellen. Die Hexenprozesse in den Rostocker Spruchakten von 1570 bis 1630 (Studia Philosophica et Historica. Bd. 1/II,1), Frankfurt/M., Bern, New York 1983, 689 S.; Bd. II,2: Die Quellen. Die Hexenprozesse in den Greifswalder Spruchakten von 1582 bis 1630 (Studia Philosophica et Historica. Bd. 1/II,2), Frankfurt/M., Bern, New York 1983, 459 S. [Diss. Düsseldorf 1978].

Studium generale Erfordense. Zum Erfurter Schulleben im 13. und 14. Jahrhundert (Monographien zur Geschichte des Mittelalters. Bd. 34), Stuttgart 1989, XVI, 403 S. [Habil.-Schrift Stuttgart 1985].

Kaiserswerth im Mittelalter. Genese, Struktur und Organisation königlicher Herrschaft am Niederrhein (Studia Humaniora. Düsseldorfer Studien zu Mittelalter und Renaissance. Bd. 23), Düsseldorf 1993, 258 S.

Waiblingen - Ort der Könige und Kaiser (Gemeinde im Wandel, Bd. 13), Waiblingen 2000, 148 S.

Erich Mauritius (†1691 in Wetzlar) - ein Jurist im Zeitalter der Hexenverfolgung (Schriftenreihe der Gesellschaft für Reichskammergerichtsforschung, Heft 27), Wetzlar 2001, 55 S.

Szkoły - Uczeni - Dzieła. Studia z dziejów kultury średniowiecznej Europie. Pod redakcją naukową Edwarda Potkowskiego (Kultura - Historia - Pismo. II,), Warszawa 2007, 153 S.

 

II. Mitverfaßte bibliographisch selbständige Bücher mit Nennung der Mitverfasser

Bempflingen und Kleinbettlingen. Aus der Geschichte einer Ermstalgemeinde, von Sönke Lorenz, Andreas Schmauder u.a., Stuttgart 1991, [S. 8-42, 179-189].

Baiersbronn. Vom Königsforst zum Luftkurort, von Sönke Lorenz und Axel Kuhnv Stuttgart 1992, [S. 10-144, 332-345, 350-354].

Rudersberg. Das mittlere Wieslauftal und seine Ortschaften, von Sönke Lorenz, Andreas Schmauder u. a. (Gemeinde im Wandel. Bd. 1), Sigmaringen 1995, [S. 11-58, 293-300].

Holzgerlingen. Von der Schönbuchsiedlung zur Stadt. Von Sönke Lorenz, Susanne Gernhäuser u. a. (Gemeinde im Wandel. Bd. 2), Stuttgart 1995, [S. 9-70, 275-291].

Grafenberg - Archäologie, Geschichte und Gegenwart. Festschrift zur 750-Jahrfeier der Ersterwähnung der Gemeinde. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Geschichtliche Landeskunde der Universität Tübingen hrsg. von Sönke Lorenz und Andreas Schmauder. Redaktion Manfred Waßner. Mit Beiträgen von Rainer Loose, Jörg Biel, Martin Kempa, Sönke Lorenz u.a. (Gemeinde im Wandel. Bd. 3), Grafenberg 1996, [S. 61-80].

Riederich. Geschichte einer Ermstalgemeinde, von Sönke Lorenz, Andreas Schmauder, Christoph Seeger, Rolf Bidlingmaier, Heidrun Edelmann, Michael Matzke (Gemeinde im Wandel. Bd. 5), Horb 1997, [S. 9-38, 216-219].

Dagersheim. Vom Frühmittelalter bis zur Gegenwart, von Sönke Lorenz, Andreas Schmauder, Regina Keyler, Roman Janssen, Christoph Seeger, Günter Scholz, Manfred Waßner, Oliver Auge (Gemeinde im Wandel. Bd. 6), Böblingen 1998, [S. 9-36, 171-178].

Die Geschichte von Aichwald und seinen fünf Ortsteilen Aichelberg, Aichschieß, Krummhardt, Lobenrot und Schanbach auf dem Vorderen Schurwald, von Sönke Lorenz, Andreas Schmauder, Corinna Schneider, Christoph Seeger, Roman Janssen, Gabriele Mühlnickel-Heybach, Sonja-Maria Bauer, Oliver Auge, Michael Matzke (Gemeinde im Wandel. Bd. 7), Leinfelden-Echterdingen 1999, [S. 9-30, 232-235].

Wüstenrot. Geschichte einer Gemeinde im Schwäbisch-Fränkischen Wald. Von Wolfram Angerbauer, Regina Keyler, Sönke Lorenz, Michael Matzke, Andreas Schmauder, Christoph Seeger, Raimund Waibel, Manfred Waßner (Gemeinde im Wandel. Bd. 8), Wüstenrot 1999.

 

III. Beiträge zu Sammelwerken und Aufsätze in Zeitschriften

IV. Beiträge in Lexika und Nachschlagewerken, V. Herausgeberschaft und Mitherausgeberschaft von Sammelwerken, VI. Mitherausgeberschaft von Schriftenreihen